Historisches
Das Herz der Oberpfalz
Zoiglbier mit Herz gebraut,
das Herz nicht vom Kommerz versaut,
mit Herzblut und mit Muskelschmalz,
das ist das Herz der Oberpfalz!
Norbert Neugirg 2011
Zoigl
Ein Wort für: gute Qualität, gute Brotzeiten, gute Atmosphäre und gute Unterhaltung, zu einem guten Preis-Leistungs-verhältnis.
Am Zoigl sitzt man in gemütlicher Atmosphäre zusammen. Jung und alt, ohne Standesunterschiede und sogar die Politik finden hier neutralen Boden.
Das Original Zoigl – Bier (auch Kommunbier genannt) ist ein untergäriges, ungefiltertes Bier, das in Kommunbrauhäusern (noch mit Holzfeuerung), nach dem Bayrischen Reinheitsgebot hergestellt wird. Verwendet wird hierzu nur der beste Hopfen, Malz, Wasser und Hefe. Nach abgeschlossenem Brauvorgang, kommt die Würze ins Kühlschiff, wo es über Nacht ruht und auskühlt. Am nächsten Tag in der Früh, wird es in einem großen Fass heimgefahren. Dort wird es in den Gärbottich („Kuafn“) gefüllt. Hier wird erst die Hefe zugesetzt, die den Zucker in Alkohol umwandelt. Nach etwa 10 Tagen Gärungszeit wird das Zoiglbier in die Tanks gefüllt, in denen es noch mehrere Wochen ausreifen muss. Ausgeschenkt wird er dann ungefiltert, direkt vom Lagertank.
Bedingt durch die Holzfeuerung, das offene Kühlschiff, die Hopfenzugabe, die Lagerzeit und die eigene Rezeptur, wird ein Original – Zoigl immer etwas anders schmecken.
Übrigens: Früher durfte nur zwischen Michaeli (29. September) und Georgi (23. April) gebraut werden. Aus technischem Hintergrund. Früher war das Bierbrauen nur in der kalten Jahreszeit möglich, da es keine Kühlung gab.
Achtung Kassenpatienten!
Zoigl ist Entspannung pur,
ein Abend spart sechs Wochen Kur,
drum kann man sich bei Krankenkassen
das Bierfilzl erstatten lassen,
wo ja bei jedem, der zum Zoigl geht,
die Zahl der Halben droben steht.
Privat, Selbstzahler oder Kasse,
die Letztgenannten zweiter Klasse
sollen bitte vor dem Bier-Auftragen
der Bedienung deutlich „Kasse“ sagen,
denn der Ausschank muss dran denken,
bei denen schlechter einzuschenken.
Norbert Neugirg 23.09.2014
Hopfen
Die wichtigsten deutschen Anbaugebiete sind die Hallertau in Bayern und das Schussental zwischen Tettnang und Ravensburg in Baden-Württemberg. Die Ähren heißen in der Hopfenwirtschaft Dolden und finden beim Bierbrauen Verwendung.
Die Dolden besitzen an der verdeckten Oberfläche Harzkügelchen, aus denen man das gelbe Lupulin gewinnen kann. Es wirkt als Geschmacksstoff und Konservierungsmittel. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen den Bitterhopfensorten und den Aromahopfensorten. Die Hopfenprodukte gibt es in Blattform, Pellets und als Extrakt.
Seine Bedeutung erreichte der Hopfen ursprünglich durch die Tatsache, dass seine Bitterstoffe beim Brauen von Bier aufgrund ihrer bakteriziden Wirksamkeit wesentlich zur Haltbarkeit des Gebräus beitrugen. Die antiseptische Kraft des Hopfens wurde bereits im Jahr 1153 n. Chr. von Hildegard von Bingen mit den Worten „putredines prohibet in amaritudine sua“ (seine Bitterkeit verhindert die Fäulnis) beschrieben.
Die ältesten schriftlich belegten Quellen des Hopfenanbaus stammen aus dem frühen Mittelalter. Konkrete Quellen existieren für die Jahre 768 (Kloster St. Denis bei Paris). Eine erste Erwähnung des Hopfens als Brauzusatz findet sich im Jahre 1079.
Er verleiht dem Bier sein ausgeprägtes Aroma und seine typische Bitterkeit. Zum Brauen werden ausschließlich die Dolden der weiblichen Hopfenpflanzen verwendet. Die Hopfeninhaltsstoffe wirken zusätzlich konservierend und schaumstabilisierend. Ein geringer Anteil des geernteten Hopfens wird zudem zu medizinischen Zwecken, hauptsächlich als Beruhigungs- oder Schlafmittel verwendet.
70 % der auf deutschen Hopfenflächen angebauten Sorten sind Züchtungen aus dem Hopfenforschungszentrum Hüll.
In Deutschland gibt es sechs Hopfenanbaugebiete, die insgesamt mit 17.170 ha etwa 35% der Weltanbaufläche ausmachen (Stand 2006).
“Muaßeich“ (Geeichte Maß aus Aluminium) und Krüge
Die “Muaßeich“ wurde für das genaue Abmessen des Zoiglbieres in kleineren Mengen genommen. Laut Busl (Müller) Anni tranken aus dem Aluminiumkrug (bis in die 80er Jahre) alle die am Tisch saßen. Es gab dann nur diesen einen Krug.
Der Zoigl für die Feldarbeit wird auch jetzt noch in Emailkrügen mitgenommen. Früher geschah dies mit Tonkrügen, die zwar länger kühl hielten, jedoch oft zerbrachen.
(2006-01-23)
Trinkst Du Bier und es ist sauer,
sag’ im Vertrau’n es nur dem Brauer,
bewahr’ vor Spott ihn und Gelächter,
sonst wird der nächste Sud noch schlechter.
Norbert Neugirg 01.10.2013
Der Bierkieser
Bevor ein Brauberechtigter seinen Sud Bier ausschenken durfte, musste er den Trunk prüfen lassen, der in den Lagerfässern drunten im kühlen Keller auf den Gantern ruhte. Es wahr im Jahre 1863, da kam der als behördlich verpflichtete Bierbeschauer Kaminkehrermeister Sylvester Bogner, genannt Schloutfeger Vestl, in das Haus Nr. 234, um seines wichtigen Amtes zu walten.
Vorschriftgemäß hatte er vorher weder einen Hering noch ein Geselchtes, weder einen Rettich noch sonst ein dursterregendes Mittel zu sich genommen, damit seine Geschmacksnerven ungereizt ihr Empfinden kundgeben konnten. Auch hatte er das Tabakrauchen unterlassen und sich den Abend vorher freigehalten von jedem Übermaß im Biergenusse, auf dass auch kein Katzenjammer sein Urteil trübte. Also tat er den Mund auf und sagte: „Nacharin, dou woißt, zu wos i dou bin. Gaeh und hul a Seierl auffa!“
Und die Frau ging und holte das Verlangte aus dem Keller. Der Kieser nahm das Glas in seine Rechte, wischte mit der Linken daran gewohnheitsmäßig herab, obwohl das Gefäß gar keine Ursache hatte zu schwitzen, und hob es dann empor, zu dem Licht des sonnenbeschienen Fenster. Die Prüfung auf Klarheit, Farbe und Glanz bestand es ohne weiteres. Wie stand es nun mit dem Schaum? Auch der entsprach der Anforderung; er machte keine großen Augen und hielt in der Mitte das „Speibatzl“. Nach dem Augenschein musste der Geruch geprüft werden. Vestl neigte den Kopf auf das offene Glas nieder und zog den Duft in die Nase, zweimal – dreimal wohlzufrieden knaumpte er und erklärte: „Säuerlt niat a bißl und malzelt a gout!“
Nun kam das Wichtigste: Die Kostprobe! Der Kieser griff in die Tasche entnahm ihr ein Stück Brot, und genoss davon ein paar Bissen. Dann setzte er das Glas an und nahm einen Mund voll Bier, drückte es in alle Winkel seiner Mundhöhle, schloss die ‚Augen und rieb es mit der Zunge an den Gaumen hin und her. Dann schluckte er es endlich hinab und öffnete wieder die Augen. Die Frau verfolgte mit großer Erwartung seine Tätigkeit und fragte endlich ungeduldig: „Na wos is, Vestl? Taugt`s?“ Der machte noch einen festen Zug, leerte mit einem Weiteren das Glas und erklärte: „Nachbarin, dei Böja is authentisch! Tou nea n` Zoigl glei assi! Owa durt drunt in der Gass is oiner! Den sein Plempl zickt und grawl und is pudeltröü, dass ma koin Fruasch drin seacht.“
„Sua?“ wundert sich die Frau, „woarum mou er denn nacha n` Zoigl niat eini tou?“ „Ha“ sagt der Vestl, „des mou holt aa trunken wern!“ und ging. Die Frau aber räumte die Wohnstube aus, stellte Bänke, Tische und Stühle hinein und dann musste der Knecht Girgadl, den Zoigl, einen Fichtenbusch an einer Stange hinausstecken. Damit war der Bierausschank angekündigt. Auf den Tischen standen Kerzenleuchter mit Hölzchen (Fidibus) zum anzünden der Tabakpfeifen. Das Bier wurde in großen Steinkrügen oder auch in Blechstutzen aus dem Hauskeller heraufgeholt und in die Halbegläser eingeschenkt. War das Bier wirklich „authentisch“, so sprach sich das bald herum und es kamen Gäste aus allen Stadtvierteln. Da entwickelte sich dann unter den Bürgern oft eine sehr lebhafte Unterhaltung. So ein Sud war dann bald verzapft. Braute aber einer hauptsächlich wegen der Treber für das Vieh, so wurde der dünne Busch an der Stange, ein dürres Abschreckungsmittel. Über dieses Bierschenken der oberpfälzischen Bürger, hat sich schon mancher unnötigerweise ereifert. Brenner-Schäffer nennt es eine lächerliche und verderbliche Gewohnheit, eine verdammenswerte Unsitte, die schon viele Familien entsittlicht und viele Bürger an den Bettelstab gebracht hat. Dieses leichtfertige Urteil muss als große Übertreibung und Unwahrheit energisch zurückgewiesen werden. Der Verfasser weiß aus eigener Erfahrung im Elternhaus und in anderen Bürgerhäusern, dass von einer Unterstützung der Unsittlichkeit und Trunksucht beim Bierschenken damaliger Zeit, gar nicht gesprochen werden kann.
(Die Oberpfalz/August 1933 – Studiendirektor Brunner/Cham)
Zinndeckel und deren Sinn.
Zinndeckel hatten früher nicht nur die Aufgabe, Fliegen vor dem Bier fernzuhalten. Vielmehr gaben sie den Besitzer des Maßkruges bzw. der Halben an. An seiner Oberseite war eine Nummer eingraviert, sowie die Anfangsbuchstaben seines Vor- und Nachnamens. So bekam jeder seine eigene Maß wieder, was den Vorteil hatte, dass man die Krüge erst gereinigt hat, wenn der Zecher heimgegangen ist. Heutzutage werden die meist Glaskrüge, nach jeder Leerung gewaschen. Natürlich gibt es auch heute noch Gäste, bei denen es heißt: „Draufschenken, ja nicht spülen – damit das gute Bieraroma nicht verloren geht!“
Die Nummer am Deckel brauchte man für das „Schwarze Brett“. Eine Schwarze Holztafel auf der Zahlen, meist 1 – 20 standen. Da es als Unterlage für die Krüge früher nur echten Filz gab, schrieb der Wirt die Biere der Gäste auf die Tafel, gemäß den Nummern auf den Zinndeckeln. Da ließ der Eine oder Andere schon mal ein paar Tage zusammenkommen bis er zahlte oder zahlen konnte.
War der Deckel offen so hieß das, dass der Krug (Früher meist 1 l Steinkrug) leer ist und das man noch Durst hat. Ließ jedoch einer den Deckel unabsichtlich offen und er hatte noch ein Bier drin, so bedeutete das meist für den Tisch eine Freimaß.
Tod oder Leben
Zoigl ist seit alter Zeit
eine braune Flüssigkeit,
die – je nach Können angerührt –
zum Tod oder zum Leben führt.
Norbert Neugirg 07.03.2009
Negative Auswirkungen des Kommunbraurechts im Mittelalter
Wie schon angedeutet, hatte das Kommunbraurecht nicht nur positive Seiten. Da nur Märkte und Städte das Braurecht erhalten konnten und die Bürger der umliegenden Dörfer dazu verpflichtet waren, das Bier aus der nächstliegenden Stadt mit Braurecht zu beziehen, kam es oft zu Auseinandersetzungen zwischen Bierbrauern und Konsumenten.
So ließ sich 1579 der Wirt aus Burkhartsrieth (bei Pleystein), nicht von der Kommunbrauerei Pleystein, sondern von einer anderen Brauerei beliefern. Als dies bekannt wurde, zogen 42 ausgerüstete Pleysteiner Bürger nach Burkhartsrieth, schlugen bei dem Wirt einem Fass mit 660 Litern Zoigl den Boden ein und zertrümmerten die Fassreifen. Das Bier ließen sie, weil sie andernorts schon genug getrunken hatten, in den Keller fließen. Weil das die Pleysteiner in Burkhartsrieth noch öfter machten, kam der dortige Wirt auf die Idee, seinen Bierkeller pflastern zu lassen. Bei einer erneuten Strafaktion schöpfte der Wirt das ausgelaufene Bier auf und setzte es seinen Gästen wieder vor.
Der Zoigl wurde zwar nach dem Reinheitsgebot gebraut, doch entsprach das ausgeschenkte Bier bis ins 19. Jahrhundert nicht immer diesem Gebot. Muskatnuss, Salz, Kümmel und andere „Geschmacksverbesserer“ wurden dem Bier kurz vor dem Verkauf beigemischt. Nicht selten wurden auch Bilfenkrautsamen oder Asche zur Steigerung der berauschenden Wirkung dazugegeben, was allerdings polizeilich verboten war.
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